Im Zuge der Corona-Pandemie wurden die globalen Lieferketten empfindlich gestört. Durch den Trend zu einer geringeren Fertigungstiefe, gefährdet diese Instabilität die Versorgungssicherheit genauso wie Cyberangriffe und geopolitische Unwägbarkeiten. Um schnell reagieren zu können, ist die Suche nach neuen Wegen zur Qualifizierung, Bewertung und Verwaltung von Lieferanten für viele Unternehmen extrem wichtig. Hier kommt die Lieferantenbewertung ins Spiel.

Dabei sollen Lieferanten anhand möglichst objektiver Kriterien einer regelmäßigen, aber auch kritischen Bewertung unterzogen werden. Ähnlich wie bei einer ABC-Analyse von Kunden erhalten Sie damit Kennzahlen zur Klassifizierung Ihrer Lieferanten.

In unserem Artikel informieren wir Sie, wie eine systematische Lieferantenbewertung funktioniert.

Was ist eine Lieferantenbewertung?

Die Lieferantenbewertung ist die quantitative und qualitative Bewertung potenzieller und bestehender Lieferanten, die es Unternehmen ermöglicht, ein zuverlässiges Lieferantenportfolio aufzubauen. Sie trägt dazu bei, Beschaffungskosten zu senken, Lieferrisiken zu mindern und kontinuierliche Verbesserungen im Einkauf voranzutreiben.

Die meisten Unternehmen bewerten ihre Lieferanten einmal im Jahr. Je nach Intensität des Einkaufsprozesses kann die Häufigkeit jedoch auch monatlich oder vierteljährlich sein. Wenn die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden, können Lieferantenbewertung und Lieferantenmanagement zu einem kontinuierlichen Prozess werden. Diesen Prozess kann ein ausgeklügeltes ERP-Modul unterstützen.

Mit dem ERP-System eEvolution sind Sie in der Lage, Ihre Lieferanten kontinuierlich zu überwachen, dass sie die erforderlichen Anforderungen erfüllen. Sie bleiben mit den Lieferantenbewertungen auf dem neuesten Stand und stellen sicher, dass nur Lieferanten mit entsprechenden Zertifizierungen für Bestellungen in Frage kommen.

Warum ist eine Lieferantenbewertung notwendig?

Im Laufe der Jahre hat sich der Fokus der Lieferantenbewertung von einem von Preisfragen dominierten Prozess zu einem umfassenden Lieferantenmanagement entwickelt. Dadurch haben sich auch die Herangehensweise an die Häufigkeit sowie die Bewertungsparameter stark weiterentwickelt.

Das Hauptziel jedes Lieferantenbewertungsprogramms ist der Aufbau starker, nachhaltiger und für beide Seiten vorteilhafter Beziehungen. Hier sind einige der Möglichkeiten, welche Vorteile ein strukturierter Bewertungsansatz zur Beurteilung der Lieferantenbeziehung bietet.

Kontinuierliche Leistungsverbesserungen
Die Definition von Leistungsindikatoren und deren regelmäßige Überwachung trägt zur Messung der tatsächlichen Leistung bei, identifiziert strategische Lücken und leitet Korrekturmaßnahmen rechtzeitig ein, um Ineffizienzen zu beheben.

Proaktives Risikomanagement
Das Gewinnen von Einblicken in die Praktiken, Prozesse und Leistung von Lieferanten schafft die Möglichkeit, Risiken zu bewerten, seien es finanzielle, betriebliche oder qualitätsbezogene. Darauf basierend können Verfahren und Kontrollen eingeführt werden, um Risiken zu reduzieren.

Möglichkeiten für gemeinsames Wachstum identifizieren
Ein besseres Verständnis der Fähigkeiten eines Lieferanten ermöglicht es Ihnen eine realistische Einschätzung über Wachstumspotentiale vorzunehmen. Das kann Ihnen und Ihrem Lieferanten ein gemeinsames Umsatzwachstum bescheren.

Darüber hinaus liefert eine strukturierte Lieferantenbewertung die erforderlichen Erkenntnisse, um sicherzustellen, dass die Geschäftsstrategie, Prozesse, Standards und Kultur eines Lieferanten mit den eigenen übereinstimmen. Mit der Auswahl der richtigen Bewertungsparameter wird die Zusammenarbeit optimiert, die Agilität und Widerstandsfähigkeit verbessert und die Reaktionsfähigkeit erhöht.

Nach welchen Kriterien erfolgt eine Lieferantenbewertung?

Damit sich die Leistung von Lieferanten objektiv bewerten lässt, müssen im Vorfeld einheitliche Bewertungskriterien für die Auswahl, Leistungsüberwachung und Neubewertung externer Anbieter definiert werden. Dabei reichen eindimensionale Merkmale wie Preis, Qualität und Termin nicht aus, um Lieferanten umfassend einzuordnen. Das wird auch von der Norm ISO 9001 zum Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems gefordert.

Grob kann man die Kriterien der Lieferantenbewertung in vier Gruppen unterscheiden:

  • Einkaufskriterien
  • Qualitätskriterien
  • Logistikkriterien (Supply-Chain-Kriterien)
  • Entwicklungskriterien (Technologiekriterien)

Einkaufskriterien

Nach wie vor spielt der Preis eine wichtige Rolle, wenn es um die Auswahl eines Lieferanten geht. Beim Preisvergleich einer Ware werden nicht nur die eigenen gesammelten Daten berücksichtigt, sondern auch das Verhältnis zum üblichen Marktpreisniveau. Bei bestimmten Branchen gibt es generelle Preisinformationen beispielsweise vom Statistischen Bundesamt. Auch weitere Faktoren wie das Einräumen von Zahlungszielen und frei-Haus-Lieferungen können hierbei mit einfließen.

Zu den erweiterten Kriterien der Lieferantenbewertung zählen auch die Überprüfung von Umsatzentwicklung, Bonität oder Marktanteil des Lieferanten, um seine Kreditwürdigkeit hinsichtlich von Vorfinanzierungen zu prüfen. Stellen Sie sich die Frage, welche Ihrer Lieferanten zu einer Gefahr für Ihr Unternehmen werden können? Machen Sie eine Risikobewertung. Nutzen Sie externe Datenquellen, um weitere Informationen über die Finanzen einzuziehen. Zu den Bekanntesten gehören Creditreform oder Dun & Bradstreet. Durch deren Ratings lassen sich die Bonität und mögliche Finanzrisiken von Lieferanten besser einschätzen.

Qualitätskriterien

Ein sicherlich zentraler Bestandteil bei der Lieferantenbewertung ist die Qualität und Zuverlässigkeit eines Produktes. Eine Kennzahl ist dabei beispielsweise die Anzahl der Reklamationen im Verhältnis zur Liefermenge. Dabei kann auch der Umgang des Lieferanten mit Terminen oder Falschlieferungen eine Rolle spielen. In diesem Zusammenhang sind die Erreichbarkeit, die Fähigkeit zur Problemlösung und die Reaktionen auf Beanstandungen bewertbare Faktoren.

Ein weiteres Kriterium ist auch die Einhaltung von Industriestandards oder das Vorhandensein von Zertifizierungen. Identifizieren Sie hierbei die erforderlichen Fähigkeiten und Rahmenbedingungen, um die erwarteten Qualitäts- und Compliance-Standards zu erfüllen. Bei einer Begutachtung der Produktionsstätte lässt sich oft feststellen, ob der Lieferant aufgrund seiner Betriebsmittel und seines Know-hows in der Lage ist, die gewünschten Qualitätskriterien zu erfüllen.

Logistikkriterien

Die Termintreue eines Lieferanten ist auch ein wichtiges Bewertungskriterium. Sie lässt sich einfach messen, indem der vereinbarte und tatsächliche Liefertermin abgeglichen werden. Dasselbe gilt für die Mengentreue. Überprüfen Sie auch in diesem Zusammenhang die Kapazitäten, um sicherzustellen, dass in Bezug auf Infrastruktur, Ressourcen und Arbeitskräfte alles vorhanden ist, um Ihre Anforderungen zu erfüllen.

Entwicklungskriterien

Ein häufig unterschätzter Faktor bei der Lieferantenbewertung ist die Innovationsfähigkeit und Technologieposition des Anbieters. Lieferanten können oft sehr tiefe Markt- und Brancheneinsichten besitzen, die sie mit innovativen Ideen für künftige Entwicklungen versorgen. Diese Kriterien lassen sich nicht ganz einfach einschätzen. Anzeichen dafür könnte beispielsweise die Beteiligung an Forschungs- und Entwicklungsprojekten bzw. die Zusammenarbeit mit Universitäten und Instituten sein. Häufig besitzen diese Unternehmen eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Damit können diese Anbieter unschlagbare Technologie- und Innovationspartner für Ihr Unternehmen sein.

Grundsätzlich können die Schlüsselelemente, Methoden und Kriterien eines Programms zur Lieferantenbewertung je nach den besonderen Anforderungen des Unternehmens und der Branche unterschiedlich sein. Achten Sie in jedem Fall auch darauf, Abhängigkeiten von nur einem Lieferanten für ein Produkt zu vermeiden. Identifizieren Sie diese kritischen Lieferanten sowie das Ausfallrisiko und finden Sie dafür Alternativen.

Wie erfolgt die Auswertung einer Lieferantenbewertung mit eEvolution 2023?

Um eine solide Lieferantenbewertung vornehmen zu können, sind viele Daten notwendig. In einer ERP-Software liegt bereits eine Vielzahl an Daten aus Bestellungen, Rahmenverträgen, Lieferungen, Wareneingängen, Reklamationen und Lieferantenstammdaten vor.

Mit dem ERP-System eEvolution können Sie die Bewertung eines Lieferanten anhand einer Reihe von vorgegebenen Bewertungskriterien vornehmen wie Einfachheit des Bestellvorgangs, Kompetenz oder Flexibilität, um daraus den aktuellen KPI des Anbieters errechnen zu lassen. Die Gewichtung der Bewertung erfolgt mit einem ganzzahligen Wert zwischen 1 und 100, wobei 1 das Schlechteste und 100 das Beste ist.

Darüber hinaus ist eine Bewertung eines Wareneingangs anhand von vorgegebenen Kriterien wie Qualität, Termin, Menge und Verpackung möglich, um damit den aktuellen KPI des Lieferanten zu ergänzen. Bei der Berechnung des KPI werden alle erfassten Bewertungen für einen Lieferanten berücksichtigt.

In eEvolution ist es möglich, unternehmens- oder branchenspezifische Bewertungskriterien komplett individuell festzulegen. So kann z.B. die Einhaltung einer Kühlkette im Wareneingang festgehalten und zur Lieferantenbeurteilung verwendet werden.

Unsere ERP-Experten unterstützen Sie gern bei der Definition der Lieferantenbewertung mit individuellen eigenen Kriterien, Klassifizierungen und Analysen u.v.m.

Nehmen Sie doch einfach Kontakt zu uns auf und teilen Sie uns Ihre Wünsche mit.